Читать книгу Weihnachtlich glänzet der Wald. Wiener Weihnachtskrimis онлайн
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Diese Lebkuchen werden mit Liebe gemacht, für meinen Liebsten. Das sind seine Lieblingskexerln. Denen wird er nicht widerstehen können. Einen Teil des Honigs ersetze ich diesmal mit dem Maiwipferlsirup. Wie immer ist der Teig zäh, pickig. Ich variiere ein wenig die Gewürze, schließlich muss der Geruch passen. Ja, auch der Geschmack sollte passen, kosten tu’ ich lieber nicht. Welche Formen soll ich nehmen? Stern, Mond, Baum, Engel. Die Küche ist vom würzigen Duft erfüllt. Gleich sind die ersten Lebkuchen fertig.
Ich denke ans Frühjahr. Es war ein ausgesucht schöner Tag, als ich mich im Wienerwald auf die Suche nach Maiwipferln machte. Immer wieder blickte ich mich um. Der Wienerwald ist Schutzgebiet, heißt, nichts darf gepflückt, ausgerissen, abgeschnitten oder dergleichen werden. Ein paar Eibenwipferl werden nicht abgehen. Rasch waren die Wipferl im Rucksack verstaut. Ganz unten, unter Wurst-Käse-Brot und Thermoskanne. Erschöpft, aufgedreht und erleichtert, dass mich niemand beim Sammeln gesehen hatte, genoss ich die Aussicht vom Leopoldsberg. Die Stadt lag mir zu Füßen. Trotz des Smogs sah man sehr weit. Gemächlich schlängelte sich die bräunliche Donau durch die Stadt, flankiert von dem einen oder anderen Hochhaus, überdacht von so mancher Brücke, durchpflügt von Kreuzfahrt- und Transportschiffen – und dazwischen gestaut von Kraftwerken. Ob sich der Fluss an seinen ursprünglichen Weg durch Wien erinnerte, als er noch an der Inneren Stadt vorbeifloss, machen konnte, was er wollte, bevor sein selbst gewähltes Bett zum Donaukanal verkümmerte? Heute ist der schmale Donaukanal umzingelt von Lokalen, Freizeitsportlern, Touristen. Und würde er nicht regelmäßig ausgeräumt werden, wäre er längst eine Mistgrube voll Fahrrädern, Autos, Kühlschränken, Waschmaschinen und mehr. Erst am Stadtrand, dort, wo kein Mensch mehr wohnt, in den geschützten Donauauen, darf der Fluss über die Ufer treten, wenn ihm danach ist.