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Gontard verstand die Anspielung nur zu gut. Doktor Gebhardt Heidenreich war nicht nur ein ebenso beredsamer wie begnadeter Physiker und Experimentator gewesen, sondern auch ein geradezu manischer Erforscher der Hohenzollern’schen Genealogie, in deren illegitime Verzweigungen er tiefer eingedrungen war, als es für seine Beziehung zu der späteren Frau von Streyth gut war.

»Da gibt es wenig Neues herauszufinden«, meinte Gontard in gedämpftem Ton. »Der Hof hat rechtzeitig dafür gesorgt, dass Augusts Nachkommen beim Erbe sämtlich leer ausgehen - darunter auch die stolze Melitta von Potzlow.«

»Ich sehe schon, du musst mir die Zusammenhänge noch einmal ausführlich erläutern.« Kußmaul erhob sich. »Leider warten meine Abendpatienten auf mich.« Er drückte Gontard die Hand und überließ ihm großzügig die Rechnung. »Du hörst von mir, sobald wir ein Ergebnis haben«, sagte er im Abgehen.

Gontard war ihm nicht böse. Dank der umsichtigen Verwaltung seines zwar ungeliebten, doch tüchtigen Schwagers erbrachte sein Gut in der Prignitz so viel Gewinn, dass er hier in der Residenz kein Leben in Armut führen brauchte. Dennoch wurde es allerhöchste Zeit, in Wutike wieder einmal nach dem Rechten zu schauen, seine Henriette in die Arme zu schließen, und sei es nur für zwei kurze Nächte, und den Kindern einige Stunden zu widmen. Sein erklärter Liebling, die kleine Luise, wurde acht und begann sich unter Henriettes Einfluss zu einer eigenwilligen jungen Dame zu entwickeln. Ferdinand hingegen, inzwischen zehn Jahre alt, schien eher dem ruhigen und besonnenen Naturell des Vaters zu entsprechen, dessen Zweifel sich mehrten, ob dem Jungen wirklich die stillschweigend vorgegebene Kadetten- und Offizierslaufbahn zuzumuten war. Es schien immerhin, dass auch in Ferdinand die väterliche Begabung für die Naturwissenschaften und die technischen Neuerungen schlummerte. Vielleicht würde er auf diesem Gebiet einmal die bescheidenen Leistungen des Vaters übertreffen. Eine militärische Karriere jedenfalls erschien Gontard unter den gegenwärtig trüben Verhältnissen in Preußen wenig erstrebenswert für den einzigen Sohn.

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