Читать книгу Fallsucht. Der andere Berlinkrimi онлайн
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»Mein Chef hat mir einen Fall gegeben.« Jakob zögerte. »Es könnte eine Falle sein. Er kann mich nicht ausstehen.«
»Na und? Ein Feind fordert Dich zum Duell auf. Du weißt, daß falsch gespielt wird, also warum nimmst Du den Kampf nicht an?«
Jakob starrte sie an.
»Was hast Du zu verlieren? Zu viel für die Waagschale?«
Jakob schwieg. Meine Arbeit, mein Leben, nicht viel.
Grete brachte die Kaffeetassen scheppernd zur Spüle, nahm aus dem Schrank zwei Schnapsgläser, aus dem Kühlschrank eine Flasche Eierlikör und kehrte zum Tisch zurück. Sie schüttelte die Flasche mit beiden Armen, daß ihr alter Körper bebte, schenkte ihnen ein, leerte ihr Glas mit nach hinten gebogenem Kopf und schleckte die Reste aus dem Glas von ihrem kleinen Finger.
»Weißt Du, was mich bei Deiner Generation nervt? Ihr lebt, als müßtet Ihr Euch schonen. Was immer Ihr tut, Ihr könntet es auch lassen, welchen Weg Ihr einschlagt, es könnte auch die Gegenrichtung besser sein. Sicher kann einen das kirre machen, aber wenn Ihr ewig überlegt, ist Euer Leben vorbei.« Sie bot Jakob an, aber der hatte sein Glas nicht angerührt. Stattdessen goß sie sich selbst ein. »Ihr seid wie Schachspieler, die alle Züge glauben überdenken zu müssen und deshalb nicht vorankommen. Hört Ihr die Uhr nicht ticken?« Sie kippte den Eierlikör in den Rachen, gefolgt von schmatzenden Aufräumarbeiten mit dem Finger. »Was ist, Jakob, wenn Du so alt bist wie ich und hast immer nur acht gegeben? Du wirst trotzdem schrumpelig werden und wie durch einen Tunnel hören.« Sie griff nach seinem Glas. »Daß Du ein besonderer Mensch bist, zeigen Deine Geisterbesucher. Das ist eine Ehre, aber ich sehe schon, das weißt Du. Werde dieser Gabe gerecht, greif’ mit beiden Händen ins Leben, riskiere alles, ruiniere Dich. Wirst sehen, fühlt sich gut an.«