Главная » Karl -ausgeliefert читать онлайн | страница 16

Читать книгу Karl -ausgeliefert онлайн

16 страница из 52

Nach zwölf Stunden in dem Rohr spürte er seinen Körper kaum noch. Auch wenn es nicht allzu kalt war, ließ ihn die Bewegungsunfähigkeit auskühlen. Er kroch immer wieder in dem Kanal hin und her, kletterte die kurze Leiter empor, um nicht steif zu werden und begann, an der Durchführbarkeit seines Planes zu zweifeln. Einsamkeit ist ein guter Einflüsterer von Bedenken. Plötzlich schien ihm das alles zu riskant. Es gab zu viele Unwägbarkeiten. Hatte er wirklich keine Spuren an der Stahltrosse und der Stange hinterlassen? Mit bloßen Fingern hatte er sie nie angefasst. Die ganze Zeit, während der Vorbereitung und hier unten im Kanal, hatte er Handschuhe getragen. Aber er wusste auch, dass die Forensiker alles absuchen würden und dass sie ihn durch ein einziges Haarfollikel identifizieren konnten. Zweifel schlichen wie Viren, die begonnen haben, einen Organismus zu infizieren, in seine Gedanken, und als es erneut dämmerte und der Land Rover noch immer nicht über ihm stand, war er kurz davor, das Projekt abzubrechen. In der Dunkelheit hier unten und mit dem ständigen Rascheln in dem Kanalrohr, das von beiden Seiten der Röhre zu hören war und dessen Ursprung wohl in der Rattenpopulation lag, kam ihm sein ganzer Plan mehr und mehr idiotisch vor. Wer war er, dass er glaubte, diesen Mann tatsächlich entführen zu können? Einen Mann, der ein Imperium führte, in einer gepanzerten Limousine fuhr und von wahrscheinlich waffenstarrenden Leibwächtern bewacht wurde. Er war ein Krimineller, wenigstens das konnte er von sich behaupten. Aber was hatte er schon vorzuweisen? Einige gut gelungene Einbrüche in Villen ziemlich reicher Leute. Letztlich war er im Knast gelandet. Und heute? Heute saß er wie eine Ratte in dieser Kloake und glaubte tatsächlich, ausgerechnet ihm könne so ein Coup gelingen? Fast musste er lachen. Und selbst wenn es ihm gelang, seinen Plan durchzuführen, würde man ihn jagen, bis man ihn gefasst hatte. Und dann? Mindestens zwölf Jahre Knast erwarteten ihn. Und wenn Karl Grothner etwas zustoßen würde bei der ganzen Sache, käme er wohl niemals wieder frei. Er fror. Die Dunkelheit ließ Lichtpunkte vor seinen Augen tanzen und die Geräusche, die die Ratten in der Kanalisation verursachten, schienen immer lauter zu werden. Fast bekam er Angst vor dem, was da hinten in der Dunkelheit scharrte und trippelte.

Правообладателям