Читать книгу Bilanz einer Lüge. Steuerberater-Krimi. онлайн
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„Und Sie hatten nie den Wunsch nach einer eigenen Familie?”
Er zögerte einen Moment. „Nein. Die Frage hat sich auch nie gestellt. Das heißt aber nicht, dass ich als absolutes Muttersöhnchen wie ein Mönch in Askese gelebt habe. Ich bin zwar Junggeselle, aber meine Bedürfnisse habe ich auch und kann ihnen nachgehen, wie ich will und wann ich will, ohne irgendwem darüber Rechenschaft ablegen zu müssen. Auch als Mama noch lebte, war das völlig unproblematisch. Ich hatte ja immer meinen eigenen Bereich hier im Haus, den sie respektierte. Aber eine dauerhafte Beziehung im Sinne einer Ehe, mit Kindern, das war nichts für mich. Vielleicht scheute ich auch die Verantwortung. Na ja, und heute ist der Zug abgefahren. Ich habe mich jedenfalls gut mit der Situation arrangiert.”
Ich musste an Irenes Worte denken: „Man sagt von ihm, dass er heimlich Frauenbesuch hätte.” Und wenn schon, das ist doch seine Sache. Wen geht das etwas an? Ich jedenfalls hatte darüber nicht zu urteilen. Für mich war es wichtig, dass ich seinen Aussagen vom Grundsatz her vertrauen konnte. Und selbst wenn mich einiges an seinem Verhalten irritieren mochte, so war das der Situation geschuldet, in der er sich befand: Ein gestandener Unternehmer wusste sich – abseits steuerrechtlicher Belange – nicht mehr anders zu helfen, als seinen ehemaligen Steuerberater um Hilfe zu bitten.