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»Thalheim in Reinform!«

»Dabei musste ich feststellen, dass es sehr selten ist. Es ist mir nicht gelungen, es über Fernleihe zu kriegen. Nicht einmal die Volksausgabe von 1869.«

»Fernleihe?« Ich zog ungebildet die Brauen hoch. Ich hatte nie studiert.

»In den Landes- und Unibibliotheken gibt es viel, aber nicht alles.« Für mich zog Richard nur zu gern alle Schubladen und Karteikästen unnötig gewordener Weltkenntnis auf. »Wenn man ein Buch trotzdem haben wollte, füllte man einen Fernleihschein aus, mit Schreibmaschine: Autor, Titel, Erscheinungsort, Erscheinungsjahr. Den gab man ab, zusammen mit einer Mark fünfzig und einer Postkarte mit der eigenen Adresse, die einem zugeschickt wurde, wenn das Buch eingetroffen war.«

»Eine feine Sache!«

»Ja. Die Bibliothekarin suchte in ihren Katalogen nach der nächstgelegenen Bibliothek, die das Buch im Bestand hatte, und schickte den Fernleihschein dorthin. In meinem Fall war das Frankfurt. Dort aber war das Exemplar von 1846 verschollen. Und auch von der Volksausgabe, die auf Wunsch der Arbeiter in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts gedruckt wurde, war kein Exemplar vorhanden. Ich schrieb einen Brief und erhielt eine höfliche Antwort, dass man mir keine Auskunft geben könne, wer wann welches Buch ausgeliehen habe. Fernleihscheine würden nach Abschluss der Ausleihe stets vernichtet. Außerdem seien große Teile des alten Bestandes beim Brand von 1943 zerstört worden.«

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