Читать книгу Mörderische Bilanz. Steuerberater-Krimi онлайн
10 страница из 60
Später habe ich mich immer wieder gefragt, weshalb Menschen, und im Besonderen wohl ich, einfach nicht häufiger ihrer Intuition folgen oder doch wenigstens aus ihrer Erfahrung dazulernen können. Aber wieder einmal folgte ich unkritisch einem inneren Drang auf der Suche nach Neuem, nach Unbekanntem. Und bald musste ich erneut feststellen, dass man dabei manchmal etwas entdeckt, das man gar nicht finden wollte.
Ich verließ das Wohnhaus, verdarb meinen beiden Bernersennhündinnen Hanna und Kira die Vorfreude auf einen Spaziergang, indem ich ihnen befahl, sich in einer sicheren Ecke des Innenhofes zu platzieren und öffnete das zweiflüglige Straßentor, um meinen Wagen rauszufahren. Dabei winkte ich Frau Dengler zu, die mich irritiert durch das große Bürofenster des Kanzleigebäudes beobachtete.
Sie arbeitete nicht nur seit mehreren Jahren als Sekretärin bei mir, sondern war auch die Lebensgefährtin von Carlo Dornhagen. Für das nächste Jahr war die Hochzeit geplant. Carlo hatte ich in seiner Funktion als Betriebsprüfer beim Finanzamt Alzey kennen und – es mag den vorurteilsbehafteten Steuerpflichtigen wundern – schätzen gelernt. Er hatte das sichere, pensionsberechtigte Beamtenverhältnis gegen die stressbeladene 60-Stunden-pro-Woche-Tätigkeit und die zeitlich unbegrenzte Verantwortung des selbständigen Steuerberaters getauscht. Er war allerdings mehr als nur Partner in der Kanzlei, die ich wiederum vor über 20 Jahren von meinem Vater übernommen hatte. Entsprechend der vertraglichen Verkaufsbedingungen hatte ich mich inzwischen zu 50 Prozent aus dem Tagesgeschäft verabschiedet und arbeitete als freier Mitarbeiter, wie es der Paragraph 58 des Steuerberatungsgesetzes vorsieht.