Читать книгу Die heimliche Geliebte. Ein Wilhelm-Busch-Krimi онлайн
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Leo war gerade dabei gewesen, Lippenstift aufzutragen, als es Sturm klingelte. Zehn vor zehn. Wer konnte das sein, um diese Zeit? Wer konnte das überhaupt sein? Sie kannte niemanden in der Stadt. Vielleicht der Postbote. Postboten waren immer die ersten, die zu einem kamen. Leo hatte sich zwischen den Umzugskartons hindurchgeschlängelt, die Tür geöffnet – und da lag er nun.
Der Mann hatte das Gesicht abgewandt, einen Arm unter sich, den anderen zur Seite ausgestreckt. Leo, immer noch mit dem Lippenstift in der Hand, beugte sich hinunter und berührte ihn vorsichtig an der Schulter.
Im dämmrigen Licht des Treppenhauses sah seine Haut blass und wächsern aus. An der Schläfe war das graue Haar feucht. Eine Schweißperle löste sich und zog eine nasse Spur zum Augenwinkel.
Hatte er sich all die Stufen hinaufgeschleppt, um ausgerechnet vor ihrer Tür einen Kreislaufkollaps zu erleiden? Er war korpulent, |9|der offene Hemdkragen glänzte dunkel von Schweiß. Vielleicht waren die drei Treppen für einen Mann seiner Konstitution einfach zu viel gewesen.