Читать книгу Wie ein Tier. Der S-Bahn-Mörder. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin der Hitlerzeit онлайн
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»Alles in Ordnung?«
»Danke, ja.« Frau Ditter war um die zwanzig und hielt ihr Jüngstes im Arm. »Und selber?«
»Bis ich mich hier draußen eingewöhnt habe … Ich bin ja großgeworden in der Skalitzer Straße. Immer die Hochbahn vorm Fenster. Und hier …«
»Wird schon werden.« Frau Ditter hatte eine angenehme Stimme, und auch sonst war sie vom Typ her Lilian Harvey ein wenig ähnlich. Irgendwie hatte Emmi die vage Hoffnung gehabt, Frau Ditter würde sie zu einem kleinen Likör in ihre Laube bitten. Nicht nur, weil es sehr angenehm sein musste, mit ihr zu plaudern, sondern auch, weil es ihr den Rest des Heimwegs erspart hätte. Vielleicht hätte sie sogar auf einem Notbett bei Frau Ditter schlafen können. Aber die rief ihr nur ein freundliches »Na, dann gute Nacht!« über den Zaun und verschloss ihre Fensterflügel wieder.
Emmi fühlte sich furchtbar allein. Am liebsten hätte sie sich hier am Zaun ins Gras gesetzt und auf den Morgen gewartet. Fast sehnte sie sich nach der Nähe der Menschen in ihrem alten Luftschutzkeller. Und fast schien es ihr auch, dass sie vor den Bomben der Engländer weniger Angst gehabt hatte als vor der Gewalt des Mannes, der hier auf Frauen lauerte.