Читать книгу Unschuldsengel. Kappes neunter Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1926) онлайн
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Mina sah vor lauter Menschen rein gar nichts. «Gibt’s ooch noch ’ne andere Möglichkeit?», fragte sie.
Der Schutzmann strich sich über den Schnauzbart, überlegte kurz und deutete dann mit dem Kopf nach rechts. «Se könn’ ooch späta inne U-Bahn steijen, wenn Se noch ’n bissken de Stadt ankieken wolln. Denn loofen Se am besten det Stückedie Leipzjer Straße runter und nehm’ die Unterirdische in Richtung Seestraße. Oranienburjer Tor müssen Se aussteijen, und denn falln Se direkt inne Linienstraße rin. Aber Vorsicht, det is nur det eene Ende, und die Linie zieht sich. Und passen Se jut uff sich uff! Det is keene schöne Jejend da. Schon ja nich für so ’n anstännjet Meedchen von außahalb.» Er lächelte sie väterlich an, wurde aber abgelenkt von etwas, das sich außerhalb von Minas Blickfeld ereignete. «Eh, du Lausebengel! Lässte wohl die Handtasche von der Dame los!» Der Schutzmann walzte in die Richtung des Taschendiebes, der so blitzartig verschwand, als wäre er nie da gewesen.
Mina umklammerte den Griff des schäbigen Koffers noch fester. Sie hatte das monströse Ding ihrem Vater abgeschwatzt. Der Kofferinhalt stellte momentan ihr gesamtes Hab und Gut dar und durfte daher auf gar keinen Fall verlorengehen. Ein Wochenendausflug mit ihren Freundinnen hatte es offiziell werden sollen. Hätte ihr Vater gewusst, dass sie nach Berlin wollte, und auch noch alleine und womöglich für immer, hätte er den Koffer sicher nicht so bereitwillig herausgerückt. Sie würde sich melden, wenn sie Arbeit hatte und ein wenig Geld nach Hause schicken konnte. Das würde ihre Eltern besänftigen.