Читать книгу Das Duell des Herrn Silberstein. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin des 19. Jahrhunderts онлайн
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»Ach!«, rief seine Mutter. »Er war tief religiös, und er hat voll und ganz an die Macht der Poesie geglaubt, das hat ihn getragen.«
Und es war Charlotte Chaumont, die ein Gedicht Eichendorffs vortragen konnte: »Gleichheit. – Es ist kein Blümlein nicht so klein, / Die Sonne wird’s erwarmen, / Scheint in das Fenster mild herein / Dem König wie dem Armen, / Hüllt alles ein in Sonnenschein / Mit göttlichem Erbarmen.«
»Gleichheit – ausgerechnet er!« Da konnte Jason Silberstein nicht mehr an sich halten und begann, heftig gegen Eichendorff zu polemisieren. »Ein Philister ist er gewesen, ein fürchterlicher Reaktionär. Die Pressezensur hat er gelobt, ein banales Leben hat er geführt, nichts getan, um den Mehltau hinwegzupusten, der über Deutschland liegt. Kein Mitleid mit den Entrechteten, kein Wort über Schweiß und Mühe, die Arbeit als solche.«
»Das muss gerade einer wie du sagen«, murmelte sein Bruder.
Jason Silberstein ließ sich nicht beirren. »Und seine Reime erst. Biedermeierliche Butzenscheibenpoesie, nichts weiter. Herz und Schmerz, Lust und Brust, Wald und schallt, Armen und erwarmen.«