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Das war Hirsch aber ganz und gar nicht, und Sarah Silberstein musste eingreifen, um ihm weitere Pein zu ersparen. Sie lenkte vom Thema ab, indem sie den jungen Dichter bat, sich doch zu setzen und aus seinem viel gelobten Roman die berühmteste Stelle, die mit der Tänzerin und dem Kind, vorzulesen. Ein Exemplar seines Romans liege bereit.

Wilhelm Raabe leistete dieser Bitte auch Folge, wobei ihn seine Schüchternheit noch sympathischer machte. Unsicher und mit schwacher Stimme begann er und brauchte einige Zeit, sich zu fangen, ohne auch dann die Ausstrahlung eines gelernten Schauspielers zu erreichen:

»Arme, arme Mutter! Mit geschminkten Wangen und den Tod im Herzen zu tanzen! Du hörst nicht die tausend jubelnden Stimmen der Menge, du hörst nicht die rauschende Musik: das Ächzen des winzigen, sterbenden Wesens in der fernen Dachstube übertönt alles.«

Sarah Silberstein registrierte mit heimlicher Zufriedenheit, dass da kein Auge trocken blieb, auch so hartgesottene Männer wie der Leutnant, der Banquier und allen voran ihr Schwager kamen gegen ihre Rührung nicht an. Erst recht nicht an der Stelle, wo die Tänzerin nach Ende der Vorstellung mit der Droschke nach Hause fährt und die Treppe hinaufläuft. Totenbleich ist sie, wirft den nassen Mantel zu Boden und stürzt im fantastischen Kostüm einer Teufelin auf das Kinderbettchen zu.

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