Читать книгу Tödliche Zeilen. Historischer Leipzig-Krimi онлайн
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»Mag sein.« Der Neue sprach so leise, dass er im Kneipenlärm gerade kaum noch zu verstehen war. »Dennoch, auf hoher See kannten wir nur zwei Sorten von Fieslingen.«
»Ach«, sagte Kutscher verwundert, »und welche?«
»Nun, die einen waren skrupellose Kapitäne oder Steuermänner. Sie regierten auf den Schiffen mit eiserner Faust. Denen kam keiner zu nahe. Die anderen jedoch …« Der Neue grinste und machte eine kurze Pause. »Die anderen hatten keine Macht. Und die gingen häufig nachts bei einem tragischen Unfall über Bord.«
Kutscher bemerkte, dass Hartmann und Lutemüller den Seefahrer anguckten wie zwei Kinder den Märchenonkel.
Dann fuhr der Neue mit gesenkter Stimme fort: »Da war zum Beispiel dieser Matrose, der sich jeden Mittag eine doppelte Portion nahm. Die ganze Mannschaft war erbost über ihn. Eines Nachts hörte ich vom Achterdeck einen Schrei und dann ein Platschen … Da hatten die Fische etwas zu futtern. Niemand hat je erfahren, was genau passiert ist.«
Kutscher lachte und nahm seinen Humpen in die Hand. »Das ist ja ein hübsches Seemannsgarn.« Er zögerte einen Moment. »Oder?«