Читать книгу Tödliche Zeilen. Historischer Leipzig-Krimi онлайн
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Kutscher drehte den Kopf und folgte Wanks Handbewegung – hin zu der Stelle, an der er den Hut gefunden hatte.
Wank merkte, wie bei seinem Freund der Groschen fiel.
»Wenn Orlog jemandem begegnet ist, vor dem er den Hut gezogen hat, dann hat der ihn vielleicht auch mit dem Stein angegriffen«, murmelte Kutscher. »Das wäre Mord.«
»Es sieht so aus«, bestätigte Wank.
»Stellt euch vor, meine Freunde, ich habe dem Verblichenen im vergangenen Jahr eines meiner Gedichte angeboten!«, rief Thomas Kutscher. Er musste ziemlich laut sprechen, um das Gemurmel in der »Elster-Klause« zu übertönen, denn zu dieser Abendstunde war in der Schankwirtschaft jeder Platz besetzt.
Fridolin Hartmann, der Neue und Fritz Lutemüller saßen mit Kutscher am Tisch und schwiegen. Bei Letzterem war das nichts Ungewöhnliches. Lutemüller sprach kaum. Selbst wenn der Wirt das Bier abstellte, nickte er höchstens kurz. Den Neuen konnte Kutscher noch nicht richtig einschätzen. Der hatte sich als Hans Pöttger, Pöttiger oder Pötticher vorgestellt. Anscheinend war er jahrelang zur See gefahren und gerade erst nach Leipzig zurückgekehrt, um eine Stelle als Kommiss anzutreten. Gedichte verfasste er zumeist nachts. Hartmann redete indes gern und sich häufig auch in Rage. Wenn er jetzt den Mund hielt, dann wohl nur, weil er noch weitere Details über den mysteriösen Tod des Literaturkritikers hören wollte.