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»Wenn ich das verraten würde«, antwortete der Neue mit einem Spitzbubenlächeln, »bräuchte ich ja keine Geschichten mehr zu erzählen.«

Tagebucheintrag vom 8. Januar 1907

Wie einfach das ist! Ich bin nicht das kräftigste Geschöpf unter Gottes Himmel. Doch ein Schlag mit dem rechten Werkzeug reicht. Schon geht ein Mensch zu Boden und steht nie wieder auf. Bis vor wenigen Stunden habe ich mir vorgestellt, wie ich wieder und wieder auf einen Kopf einhaue. In Wahrheit ist das gar nicht nötig. Es kommt nur auf die Schärfe des Hiebinstruments an.

Bis vor Kurzem hätte ich zudem erwartet, dass mein Gewissen mich hernach quält. Doch nun verspüre ich keinerlei Schuldgefühle. Es hat den Rechten getroffen. Ich tat, was zu tun war.

Es geht mir gut. Selten fühlte ich mich derart rechtschaffen müde. Was für ein schöner Tag!

Zwei

Mittwoch, 9. Januar 1907

Lassen Se mich schaun«, sagte Machuntze in seinem breiten Sächsisch und blätterte die Unterlagen auf seinem Schreibtisch durch. Auch wenn der Beamte vor einem Jahr zum Polizeikommissar befördert worden war, oblag ihm weiterhin die Aufgabe, Edgar Wank mit Informationen für die Rubrik Polizeiliches aus Leipzig zu versorgen. Dafür war der Redaktionsdirektor höchstpersönlich in der Behörde vorstellig geworden. Machuntze tippte auf ein Blatt und fuhr fort: »De Welt wird immer verrüggder, mei Liebor. Hörn Se sich de Geschichte von dem Mädchen an.« Er berichtete, dass ein zwölfjähriges Mädchen in der Eisenbahnstraße kleinen Kindern das Geld abluchste, mit dem sie zum Einkaufen geschickt worden waren. »’ne Zwölfjährige! Um so was müssn mer uns nunne gümmern. Als wärn mir’n Gindergarden.«

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