Главная » Highcliffe Moon - Seelenflüsterer читать онлайн | страница 36

Читать книгу Highcliffe Moon - Seelenflüsterer онлайн

36 страница из 145

Wechselbad der Gefühle

Der schon recht warme Spätsommerwind dieses sonnigen Vormittages zerrte wild an meinen Haaren und ließ sie wie eine Fahne flattern, die hin und her peitscht, als wollte sie in die Freiheit entlassen werden. Ich ließ den Wind über meinen Hals streichen, in meine geöffnete Jacke gleiten, unter mein Shirt schlüpfen, bis er durch jede Faser meines Körpers zu dringen schien. Obwohl ich trotzdem ein wenig zu frösteln begann, hielt ich stand. Ich fühlte das pure Leben. Es erschien mir in diesem Moment so intensiv wie nie. Dieses Gefühl wollte ich nicht zerstören. Der Genuss war einfach größer. Dass ich mich in einer Höhe von über dreihundert Metern auf dem Empire State Building befand, steigerte meine Euphorie.

Mit den Händen auf der grauen Steinmauer der Besucherplattform abgestützt, wippte ich auf den Zehenspitzen und versuchte, dem Rausch der Tiefe zu widerstehen. Unter mir breitete sich die endlos erscheinende Stadt aus. Der Straßenlärm hatte sich zu einem einzigen, undefinierbaren, dumpfen Dauerton vereinigt, der fast etwas Hypnotisches hatte. So könnte ich ewig hier stehen, dachte ich. Ohne Scheu gurrte dicht neben mir, auf dem Stein hockend, eine Taube. Sie interessierte sich nicht für diesen unglaublichen Ausblick, sondern nur für die Sandwichkrümel der Touristen. Ich beneidete sie, als sie abhob und mit wenigen Flügelschlägen überaus elegante Flugmanöver ausführte. Offenbar war die Thermik hier sehr stark. Eine Weile noch folgte ich ihr mit den Augen, dann schloss ich sie und konzentrierte mich ganz auf das Gefühl, ein Teil dieses Universums zu sein. Hier, so weit oben über der Stadt, zu stehen, war ein erhabenes Gefühl. Ich fühlte mich stark und lebendig und glaubte voller Intensität daran, dass mir nichts und niemand in diesem Moment etwas anhaben könnte. Was, wenn ich die Schutzgitter überwinden und mich einfach fallen lassen würde … In Gedanken breitete ich meine Arme aus.

Правообладателям