Главная » Unterm Fallbeil. Kappes 18. Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1944) читать онлайн | страница 46

Читать книгу Unterm Fallbeil. Kappes 18. Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1944) онлайн

46 страница из 50

Sein Bruder Eberhard zeichnete sich durch oberflächlichen Charme und Wortgewandtheit aus, war jedoch unfähig, sein Leben zu planen, und legte weder in großen noch in kleinen Dingen Verantwortungsgefühl an den Tag. Er sah aus wie eine Mischung aus Maler, Schauspieler und Primgeiger und konnte seine Eroberungen gar nicht mehr zählen. Er war eben ein Filou.

Lange Zeit war er wegen seines schlechten Rufs nicht einberufen worden, doch im September 1943 erwischte es ihn schließlich doch, und er hatte sich in einer Pionierkaserne in Berlin-Spandau einzufinden. Als feststand, dass er nach Abschluss der Grundausbildung an die Ostfront kommen sollte, setzte er sich Anfang Februar 1944 von seiner Truppe ab und versuchte, von Spandau nach Mahlsdorf zu gelangen. Irgendwie hatten sein Bruder und er alles vorausgeahnt und neben dem Haus in Mahlsdorf ein Versteck angelegt, von dem sie annahmen, dass es nicht einmal die Gestapo finden würde. Doch in Berlin waren überall Streifen unterwegs, um Deserteure aufzugreifen, und so schaffte es Eberhard Bethge nicht, sich nach Mahlsdorf durchzuschlagen. Es hätte ihm auch wenig genützt, denn mit seinem Bruder hatte man ja inzwischen in Plötzensee kurzen Prozess gemacht – was er allerdings nicht wusste. Auf der Flucht versteckte er sich vor den Feldjägern auf dem Güterbahnhof Westend in einem dort abgestellten Waggon. Der wurde plötzlich von außen verschlossen – und er saß in der Falle. Halb verhungert und verdurstet kam er erst zwei Tage später in Bremen wieder frei. Fürs Erste fand er ein Versteck in einem zerbombten Haus in Findorff. Am nächsten Morgen wagte er sich auf die Straße, um etwas zu essen und zu trinken zu suchen. Dabei traf er die Briefträgerin Grete Meyerdierks, die ihn mit nach Hause nahm. Sie wollte dem ausgehungerten Mann helfen, außerdem war es für sie eine Gelegenheit, sich an ihrem Mann rächen, der – wie sie erfahren hatte – als Soldat regelmäßig ins Frontbordell ging.

Правообладателям