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Heute bin ich mir ziemlich sicher, dass es die Akzeptanz und das Wissen darum, dass meine Eltern in meiner Kindheit ihr Bestes gaben und mich auf ihre ganz eigene, besondere Weise liebten, waren, die mich schließlich in meinen Diätbemühungen durchhalten ließen. Ich weiß aber auch, dass Adipositas das Thema meines Lebens bleiben wird und auch, dass ich meist nur einen Wimpernschlag davon entfernt bin, in meine ­alten Gewohnheiten zurückzufallen und wieder zuzunehmen. Es würde nur eine Zeit geben, zu der Zunehmen ziemlich unwahrscheinlich wäre, nämlich genau dann, wenn ich mein tägliches Wanderpensum am SWCP herunterspulen würde und endlich zwei Monate lang keine Kalorien ­zählen müsste.

Gut vorbereitet ist halb gewonnen

Die offizielle Vorbereitung auf die Weitwanderung am SWCP begann ziemlich genau eineinhalb Jahre im Vorhinein mit dem Kauf eines geeigneten Wanderrucksacks. ­Dafür fuhren wir ins ferne Wien und begaben uns zum Bergfuchs, dem Schlaraffenland der Outdoorausrüstung. Es war unmöglich, uns selbstständig durch den Dschungel der angebotenen Wandertaschen zu wurschteln, und so beschäftigten wir einen Angestellten gute zwei Stunden, bis wir uns endlich entscheiden konnten. Uns überraschte vor allem, dass fast kein Rucksack wasserdicht war. Dabei gehörte Regen zu den größten Gefahren unseres Abenteuers, besonders für die Kleidung, und so mussten wir uns nicht nur den Rucksack, sondern auch die dazugehörige Regenhülle und ihr Verschlusssystem gut anschauen. Meine Wahl fiel auf den Gregory Amber Damenrucksack, den ich fortan immer liebevoll Greg nannte, mit einem Fassungsvermögen von 60 Litern. Peter entschied sich für einen Deuter Aircontact 55 + 10, der von vornherein ein wenig schwerer als ­meiner war. Beim Wandern entscheidet das Gewicht der Ausrüstung oft darüber, ob die Tour zu einem unvergess­lichen Naturerlebnis wird oder zu einer endlosen Schinderei, bei der man nur mehr ans Ziel kommen will. Daher beschloss ich, jedes einzelne Stück, das mit mir die lange Reise antreten durfte, auf einer Küchenwaage abzuwiegen, und entschied danach noch einmal, ob ich es tatsächlich brauchen würde. Dafür schrieb ich Listen, Maßangaben und Auswahlmöglichkeiten, bis ich schließlich auf annehmbare 8,25 kg ohne Getränke und Lebens­mittel kam. Ich war sehr zufrieden mit mir selbst und wollte meine aus­geklügelte ­Methode auch meinem Göttergatten nahebringen. Dem war das aber völlig egal, denn schließlich brauche er, was er brauchte, und das nähme er auch mit erklärte er mir, schmiss alles in seinen Rucksack und kam dabei auf das unfassbare Gewicht von 8,45 kg. Wegen 200 g habe ich mir also all die Mühe gemacht? Wobei, hätte ich das genauso gehandhabt wie Peter, würden wir ja nicht von 200 g, sondern eher von zwei Kilo reden. Vor dreißig Jahren wären wir wohl noch mit weitaus weniger Gepäck gereist, denn damals hatte noch niemand eine Ahnung davon, wie sehr die ­digi­tale Welt unseren ­Lebens- und auch Reisestil beeinflussen würde, aber heutzutage erhöht ­allein unser technisches Equipment, das wir auf Wanderungen mitnehmen, das Gewicht des Rucksacks deutlich. Handy, iPod, Ladekabel und natürlich mein heißgeliebtes Tablet waren unver­zichtbar. Viele reagierten verständnislos als ich erklärte, dass ich ein Tablet samt Tastatur mitnehmen würde. Beide Teile wogen zusammen knapp einen Kilo, aber es würde sich im Laufe der Reise herausstellen, dass das die ­absolut beste Investition war.

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