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Doktor Oberstrass war irgendwie süß. Sein offensichtlich gefärbtes Haar, das in alle Richtungen abstand, ließ ihn so verletzlich wirken. Warum versuchten Männer bloß, jünger auszusehen? Der intensive Blick seiner dunkelbraunen Augen unter den buschigen Brauen zeigte, wie ernst ihm seine Anliegen waren: die Literatur, die Forschung und seine Studenten. Super, dass er ausgerechnet sie aus allen Studentinnen des Abschlusssemesters ausgewählt hatte, obwohl sie da bisher nicht gerade als Star geglänzt hatte. Gut, sie gehörte zu denen mit den besten Noten; auf der anderen Seite musste sie zugeben, dass einige andere etwas sorgfältiger recherchierten. Manche Leute hatten einfach zu viel Zeit, wahrscheinlich passierte nichts Besonderes in deren Leben.

Sie betrachtete sich im Flurspiegel. Doch, sie war schon speziell. Goldene Locken, schmale Nase, ein Mund wie eine Rosenknospe. Es tat gut, das zu wissen. Obwohl sie es nicht nötig hatte.

Die Kirchenuhr hatte aufgehört zu schlagen. Cowboystiefel, Wildlederjacke, fertig. Kein Mantel, an dem hingen noch die Erinnerungen von vorhin. Gut, dass sie diese Künstlerwohnung im Niederdorf von ihrer Schwester übernehmen konnte, man war so schnell überall.

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