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Wilhelm Schapp, In Geschichten verstrickt

Beim Glockenschlag zuckte Barbara Bärlich zusammen. Schon kurz vor 19 Uhr, fast hätte sie ihren Termin verpasst. Doktor Heinrich Oberstrass, Dozent der Neueren deutschen Literatur am Literaturinstitut Zürich, hatte sie persönlich gebeten, ihm bei der Korrektur der Hausarbeiten aus dem ersten Semester zu helfen! Das war nicht nur eine Ehre, sondern auch eine mega Chance für eine Studentin im letzten Semester. Vielleicht sprang ein Job oder ein Lehrauftrag dabei heraus, das durfte sie sich nicht entgehen lassen.

Inzwischen hatte sie sich wieder beruhigt. Erstaunlich, was eine kurze Pause ausmachen konnte. Alles war gut. Sie klappte den Siri Hustvedt-Roman zu und schaute aus dem Fenster. Unten auf der Gasse standen ein paar Touristen im Sprühregen und schossen Selfies. Das Leben war einfach weitergegangen, nichts hatte sich geändert. Manche Dinge fielen im Weltgeschehen wohl einfach nicht so ins Gewicht. Sie war auf dem richtigen Weg, da war sie sich sicher. Irgendwann würden Frauen frei bestimmen können, mit wem sie intim werden wollten, und mit wem nicht. Und wer ihnen blöd kommen durfte. Nämlich niemand.

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