Читать книгу Mörderisches vom Niederrhein. Krimis онлайн
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Lars sagte ich nichts von Erwin, aber ich überredete ihn, dass er das ein oder andere Mal mit mir loszog. Alles, was wir an Waffen entdeckten, barg ich, wenn die Größe und der Zustand es erlaubten, nach allen Regeln der Kunst und legte es im Holzschuppen ab – oder ich verständigte gleich die Polizei. Natürlich ging ich ein gewisses Risiko ein, doch im Gegensatz zu Erwin – da bin ich mir sicher – hatte ich mich sehr gut informiert. Gewiss war er des Lesens mächtig. Viel mehr traute ich ihm allerdings nicht zu. Er war ein Mensch, der sich vor allem durch vermeintliche Bauernschläue auszeichnete und dessen Erfahrungsschatz genau diesen Namen verdiente: die Summe seiner Erfahrungen. Nicht mehr. Ich hingegen musste nicht jede Bombe ausgebuddelt haben, um zu verstehen, wie sie funktionierte. Man kann sich anderweitig schlaumachen. Es ging mir darum, ihn zu fordern. Ihn mit unterschiedlichsten Waffen zu konfrontieren, die er nicht kannte. Man mag das einen Sport nennen. Wer mir bösere Absichten unterstellt, wird wohl nicht ganz falschliegen. Aber ich tat ja nichts, was er nicht wollte. Er sammelte diesen Mist schließlich. Ich habe ihm die Waffen lediglich überlassen. Was er damit machte, war seine Sache. Ich schwöre, es entzieht sich meiner Kenntnis komplett, was an jenem Tag am Hafenbecken B passiert ist. Ja, ich hatte bei ihm am Vortag eine deutsche Elektron-Thermit-Stabbrandbombe abgeliefert, nicht groß, keine 40 Zentimeter, allerdings mit einer zusätzlichen Sprengladung am Kopf, die mit Verzögerung von ein paar Minuten detonieren sollte. Doch was sollte damit passieren, solange das Ding nicht abgeworfen wurde? Ich habe keine Ahnung, wieso der Idiot es zur Arbeit mitgenommen hat. Das immerhin hatte ich beobachtet, dass er, als er die Bombe im Holzschuppen fand, sie vorsichtig verstaute und damit zur Werft fuhr. Vielleicht gab es dort Maschinen, die er zu Hause nicht hatte, um das Ding zu entschärfen oder irgendwelche Experimente damit zu machen? Genau genommen konnte ich ja noch nicht einmal wissen, ob Erwin das Ding nicht seinen Kollegen überlassen und sich verdünnisiert hatte. Vielleicht rein zufällig: Er musste nur ausgetreten sein, weit genug weg von dem Unglücksort, und als das Ding detonierte, war er abgehauen. Oder er dümpelte als Fischfutter irgendwo am Grund des Rheins vor sich hin. Ganz vielleicht war es überhaupt nicht die Bombe gewesen, sondern irgendein Gasaustritt, warum auch immer, wie die Reederei vermutete. Es wurde nie geklärt.