Читать книгу Mörderisches vom Niederrhein. Krimis онлайн
47 страница из 64
Ihr Akzent klang irgendwie süß, aber vor allem war er ihm eigentlich scheißegal gewesen. Zu viel Bier und Hüftschwung, die blauen Augen mit einem feinen schwarzen Strich ummalt – und ein Parfüm, das man erst wahrnahm, wenn man dicht neben ihr stand. Na, und im Bett hatte sie auch einiges draufgehabt. In ihrer Wohnung wohlgemerkt. Gleich am selben Abend. Er hatte sie nach Hause gebracht und gar nicht zu fragen brauchen. Den Feiertag verbrachten sie am Breyeller See, dann nahm er sie mit zu sich. Er war zweimal hintereinander gekommen und völlig ausgepowert eingeschlafen, hatte nicht mitgekriegt, wann sie sich aus seinem Arm gewunden hatte und aufgestanden war. Als er die Augen aufschlug, stand sie mit dem Rücken zu ihm vor den Bildern an der Wand. Nackt, das Badetuch um den Leib gewickelt. Er musste geschnarcht haben, denn sie drehte sich um. Fragte: »Deine Familie?«
»Ja«, sagte er.
Und als sie auf einen nach dem anderen mit dem Finger wies und fragte: »Du? – »Dein Vater?« – »Deine Mutter?« – »Wer ist das?«, stand er auf, stellte sich neben sie, legte den Arm um ihre Schultern, vergewisserte sich, dass die Brüste noch waren, wo sie hingehörten, und genau in seine Hand passten, küsste sie in den Nacken und beantwortete mit halb geschlossenen Augen ihre Fragen. Die sie, wie ihm beim anschließenden Kaffee klar wurde, gestellt hatte, weil Familie, wo sie herkam, alles war. Weil sie davon ausging, dass es für ihn genauso sein musste. Weil sie sich einschleimen wollte. Er war Mittel zum Zweck gewesen. Sie brauchte den Schein. Scheinehe als Aufenthaltsgarantie. Bereinigte Papiere. Dachte, sie könnte ihn einspannen. Hatte keine Ahnung, dass »Familie« ein anderes Wort für »Albtraum« sein konnte. Bilder, die er nach dem Tod der Eltern hängen gelassen hatte. Weil es wichtig war, die Wut wachzuhalten. Vergeben war was für Weicheier.