Читать книгу Mord in der Buchhandlung. 14 Todesfälle zwischen den Zeilen онлайн
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»Wirklich entscheidend ist, dass sie auch Krimis von Selfpublishern vertreibt und nicht nur Bestseller in den Regalen stehen.« Ralle funkelte den Hirt an und knüllte seine Papierserviette zusammen. »Und dass man bei ihr stundenlang schmökern darf«, fügte er hinzu.
Der Hirt scherte sich nicht um das Funkeln. »Genug Gemeinplätze getauscht«, bestimmte er und schaute mich an. »Sag endlich, warum wir hier sind! Ich habe nicht unbegrenzt Zeit.«
Noch vor einer Stunde fand ich meine Idee genial, die Krimizunft des Viertels zusammenzutrommeln, um gemeinsam einen Plan zur Rettung von Doros Laden zu schmieden. Wer weiß besser, wie man einen windigen Spielhallenbetreiber und aufstrebenden Immobilienhai in seine Schranken weist als die Experten für Mord und Totschlag, Kidnapping und Erpressung, Intrigen und Fallgruben? Ja, wir alle schreiben Krimis. Verbrechen sind unser täglich Brot. Allerdings können sich nicht alle die Butter aufs Brot leisten, denn die Schriftstellerei ist ein schwieriges Geschäft. Auf der Erfolgsleiter stehen wir auf verschiedenen Stufen: ganz oben Oskar Hirt mit seinen literarischen Krimis – immer mit gesellschaftlich relevanten Themen, alles Bestseller, mehrfach preisgekrönt, immer Hardcover. Es folgt Valery Kohler, Erfinderin der pausbäckigen Hobbyermittlerin Frau Wuttke, die ganz ordentlich von ihren Landhauskrimis leben kann. Ein paar Stufen tiefer ich. Meine Regiokrimis um das Ermittlerduo Listig und Schlau werfen schon was ab, doch ohne meine Halbtagsstelle im Wasserwirtschaftsamt komme ich nicht über die Runden. Ganz unten dann Ralle Rankowski, Verfasser düsterer Survival- und Endzeit-Krimis, bei denen selten mehr als einer überlebt. Er verlegt seine Bücher selbst, Kennzeichen: schwarzes Cover mit roter Dracula-Schrift. Wovon Ralle lebt, weiß keiner so genau, aber immerhin reicht sein Geld für regelmäßige Besuche im Barbershop.