Читать книгу Das Komplott der Senatoren онлайн
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Nach dem Essen entfaltete er den Stadtplan, den er an der Rezeption erhalten hatte, richtete ihn nach seinem Blickwinkel aus und versuchte, der grandiosen Kulisse zu seinen Füßen Namen zuzuordnen. Er überblickte einen großen Teil der natürlichen Bucht des Grand Harbour, des Grossen Hafens, den mächtige, jahrhundertealte Festungsanlagen bewachten. Genau gegenüber ragte das Fort St. Angelo an der Spitze des Städtchens Vittoriosa aus den Fluten, zu beiden Seiten flankiert von den Bastionen Ricasoli und St. Michael auf den Landzungen des Hafens, eine Stein gewordene Armada. Hunderte Schiffe aller Kategorien lagen an den Kais der Buchten zwischen den befestigten Felsen. Unangenehme Erinnerungen, aber auch ein gewisser Stolz, erfüllten ihn, als sein Blick über die lange Reihe der Frachter an den Docks schweifte. Einer plötzlichen Eingebung folgend winkte er den Kellner herbei und fragte nach einem Fernglas.
Die Registrierungen und Flaggen der vordersten Schiffe waren gut zu erkennen durch den Feldstecher. Bedächtig musterte er Pier um Pier, Mole um Mole, ohne ernsthaft zu suchen. Es gab nicht viele Frachter, die der Spassky glichen. Riesige Tanker und Containerschiffe beherrschten das Bild, und die Hüllen der kleineren Mehrzweckfrachter, die er sah, schienen selbst aus dieser Distanz in wesentlich besserer Verfassung zu sein als das, was er in Erinnerung hatte. Bis auf einen Kahn, den er beinahe übersehen hätte, weil er halb verdeckt neben einem Tanker lag. Elektrisiert schwenkte er das Fernglas zurück auf den grauen Bug. Er versuchte vergeblich, die Beschriftung zu lesen, aber die rotbraunen Striemen, die Roststreifen auf der Hülle, ließen seinen Puls höher schlagen. Er sprang erregt auf, rannte die Treppe hinunter zum Empfang und ließ sich ein Taxi rufen. Er sparte sich lange Erklärungen, zeigte dem Fahrer mit dem Fernglas, wo er hin wollte und versprach ihm den doppelten Lohn, wenn er die Strecke rund ums Hafenbecken in Rekordzeit schaffte. Hatte er geglaubt, den maltesischen Fahrstil nach Kieras waghalsigen Manövern zu kennen, musste er jetzt einsehen, dass er sich gründlich getäuscht hatte. Der Taxifahrer verstand seinen Auftrag als sportlichen Wettkampf, bei dem es nur eine Regel gab: gewinnen. Verbissen navigierte er den Mercedes durch die engen Gassen der Stadt, scheute nicht davor zurück, einen unglücklich geparkten Lieferwagen über den Gehsteig zu umfahren und raste nach wenigen Minuten mit seinem konsternierten Fahrgast die Floriana hinunter nach Marsa am Ende der Bucht. Das Taxi tauchte ungebremst in ein verwirrendes Netz schmaler Häuserschluchten ein. Lee versuchte gar nicht erst, sich zu orientieren. Er stemmte sich gegen das Armaturenbrett und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass der Höllenritt ein Ende hätte.