Читать книгу Zwang zu töten. Thriller онлайн
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Coco wusste aus ihrem Psychologiestudium und aus ihrem Praktikum im „Nette-Gut“, der Einrichtung für gewalttätige psychisch Kranke, dass eine ausgeprägte Arithmomanie sowohl für den Betroffenen als auch sein Umfeld eine wirklich große Belastung darstellen konnte. Sie musste es nicht ausführen, denn das übernahm Verena Kellermann sofort und ungefragt.
„Er hat alles gezählt ... ALLES! Und wehe dem, der ihn dabei unterbrach oder gar bat, das doch zu lassen. Ha! Schritte, Latten an einem Zaun, die Streifen an einem Fußgängerüberweg, Treppenstufen, Bücher in einem Regal, Fliesen auf dem Boden, die korrekte Anzahl der Tassen und Teller im Schrank, einfach wirklich alles, was zählbar war.“
Sie war während ihrer Ausführungen immer lauter geworden.
„Und wenn jemand weiß, woher die Redewendungen ‚nicht mehr alle Latten am Zaun‘ oder ‚nicht mehr alle Tassen im Schrank‘ kommen könnten, dann sicherlich ich. Es war einfach nicht mehr zu ertragen.“
Sie hatte sich immer weiter nach vorne gelehnt und ließ sich nun erschöpft in den Sessel zurücksinken. Dann ergänzte sie ihre Ausführungen leise: „Wenn ich nicht so unter ihm gelitten hätte, könnte er mir nun fast leidtun. Nun aber zu sagen, das habe er nicht verdient, erschiene mir scheinheilig. Und eines kann ich Ihnen sagen“, setzte sie nach einer kurzen Pause hinzu, „Sie werden wenige finden, die anders darüber denken.“