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Seine Mutter hatte den Verlust nie verwunden, er war ihr einziger Sohn. Ein bisschen verrückt war sie immer schon gewesen, sie legte großen Wert auf ihre aristokratische Herkunft, war stolz, eine geborene von Stieglitz zu sein, Nachfahrin einer Kammerfrau, die der berühmten Prinzessin von Celle gedient hatte. Ebenso stolz war sie darauf, dass sie in eine Familie eingeheiratet hatte, deren Ahnherr das uneheliche Kind des Kurfürsten Ernst August von Hannover gewesen sein soll. Immer wieder hatte sie Johanna von diesen komplizierten Geschichten aus der glanzvollen Vergangenheit der Familiendynastie erzählt. Die Gegenwart war daran gemessen eher trist und schal. Johannas Großeltern, die einen Gutshof in der Altmark besessen hatten, waren 1945 im Zuge der Bodenreform enteignet worden und auf die niedersächsische Seite in den Landkreis Gifhorn nach Kaiserwinkel übergesiedelt – auf ein immer noch stattliches Gehöft, das Marie-Luise Gräfin von Seewald-Stieglitz von ihren Eltern geerbt hatte.

Johanna war oft in den Ferien in dem kleinen Gutshaus mit der roten Klinkermauer und der riesigen Kastanie gewesen. Es befand sich in unmittelbarer Nähe zur innerdeutschen Grenze, sodass dem Hof und der Landschaft etwas Unwirkliches innewohnte – ein Gutshof am Ende der Welt.

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