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Fackelläufe waren sehr beliebt in der Zeit der Antike. Für Olympia wurden sie damals nicht herangezogen. Eher war es ein beliebter Sport im nächtlichen Athen. Zu allen Zeiten stand Olympia für Friedfertigkeit. In den Wochen der sportlichen Wettstreite sollten alle Kämpfe und Waffen ruhen, um das faire Kräftemessen in der körperlichen Ertüchtigung nicht zu gefährden. Ölzweig gekrönte Läufer trugen die Kunde von den nahenden Wettkämpfen von Stadt zu Stadt und riefen auf diese Weise den Olympischen Frieden aus.

Gäbe es das Mittel der Zeitreise, hier würde ich es gern mit einem Zauberstab aktivieren, um zu sehen, wie sich die Tempel von selbst aufrichten, die vor mir in Bruchstücken im Gras verstreut liegen. Ich möchte die in Gewänder gehüllten Frauen und Männer sehen, wie sie gestikulierend davon schreiten. Vielleicht eine Öllampe tragend, um sich den Weg an diesem so diesigen Tag zu erhellen. Ich mittendrin. In meiner dicken Winterjacke, würde auf einer der Säulen stehen. Einen Fuß vorn, den Oberschenkel leicht eingedreht, das Gesicht würdevoll zurechtgemimt. Ganz im Stile der Zeit. Doch ach was. Ich brauche keine Zeitreise. Ich befinde mich mittendrin in meinem Traum des Vergangenen. Ich schmecke förmlich den pramnischen Wein, der mir ganz nach Art der griechischen Antike zum Deipnon, dem Hauptmahl des Tages, zu Sonnenuntergang gereicht wird. An der Blutsuppe, aus kräftig gewürztem Schaffleisch bin ich nicht ganz so interessiert. Ich hoffe, dass sich irgendwo noch ein üppiger Obstteller auftun wird, der mich allein durch seine Farbenpracht erfreut. Weiter geht es, in meinem Kältewahn, als Gäste des Hauses von weit her, mit einem Gelage beim sich anschließenden Symposion. Nicht minder viel wird hier dem Wein gefrönt. Doch obendrein werden wir in seelenerwärmende Gespräche verwickelt über den Sinn des Lebens und die Frage, in wie weit man den Göttern trauen kann. Ich bin fasziniert von so viel Offenheit den größten Themen des Lebens gegenüber. Noch scheint es keine Festschreibungen zu geben, die meinen, die Welt im Ganzen erklären zu können. Ich genieße diesen Zustand des Möglichen.

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