Читать книгу Kaltfront. Psychothriller онлайн
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Ich fand alles großartig. Die weiße Festung vor dem tiefschwarzen Nachthimmel und zu ihren Füßen die Altstadthäuser und Kirchtürme und Kuppeln, die sich an den Mönchsberg drängen wie die Ferkel an die Muttersau, diese weltberühmte Kulisse, deren Anblick mich sonst schon seit Jahrzehnten nur noch langweilte, entlockte mir plötzlich Begeisterungsschreie. Wow! Oh, wow! Ein alter Mann, der sich an einer Hauswand abstützte, ängstlich einen Fuß vor den anderen setzte und schließlich doch ausglitt und rücklings hart auf dem Eis aufschlug, war einfach nur zum Brüllen komisch. Die zwei ineinander verkeilten Taxis und die aufgeregt gestikulierenden Fahrer waren der Witz des Jahrhunderts. Und als das Folgetonhorngeplärr der Rettungsfahrzeuge immer öfter zu hören war, plärrte und jaulte ich jedes Mal voll Vergnügen mit.
Alles war wunderbar. Ich war wunderbar. Das ganze Leben war wunderbar. Völlig unverständlich, dass irgendwer irgendwelche Probleme haben konnte. Kein Problem, dass die letzte Ausstellung in unserer Galerie ein Flop war, es war doch nicht der erste. Kein Problem, dass Claudia und ich uns deswegen vor zwei Tagen heftig gestritten hatten und sie es vorzog, im Gästezimmer zu schlafen, das kommt schließlich in den besten Ehen vor. Probleme existieren nicht, und wenn jemand meint, sich trotzdem unbedingt umbringen zu müssen, bitte schön, nur zu.