Читать книгу Zschopautal ... da geht's der Heimat zu! онлайн
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Auf dem weiten ovalen Marktplatz herrschte gähnende Langeweile. Die Geschäfte geschlossen, wenig Leute, nur der prächtige Wettinbrunnen plätscherte redselig im Selbstgespräch vor sich hin. Mit Mühe fanden wir ein Eiscafé, in dem wir pappige Toaste als Mittagsmenü akzeptieren mussten.
Wir zogen weiter und erfreuten uns noch an einigen schönen Häusern aus der Jugendstilzeit. Waldheim wird auch als „Stadt des Jugendstils“ bezeichnet. Was wir nicht gewusst hatten: Waldheim ist die Geburtsstadt des Bildhauers Georg Kolbe – des „Vaters“ der von mir in meiner Jungmännerzeit einst so geliebten „Tänzerin“. Noch immer schwebt die lebensgroße Bronzeplastik unvergleichlich zart in der Alten Nationalgalerie zu Berlin. Wir erwiesen dem Meister vor seinem Geburtshaus am Georg-Kolbe-Platz eine kleine Gedankenreverenz.
Schön führte uns anschließend die Markierung mit dem roten Balken unter dem Blätterdach der Bäume an der Zschopau entlang. Hier erhellte sich für uns auch das Rätsel, warum einige Kilometer unseres bisherigen Wanderweges als die „Bankrottmeile“ bezeichnet werden. Ein älteres Ehepaar aus Waldheim, mit dem wir ins Gespräch gekommen waren, klärte uns auf: In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts baute man die Bahnstrecke Riesa – Chemnitz. Die enormen Kosten für die Viadukte, Stützmauern und Erdarbeiten im Zschopautal brachten die Eisenbahngesellschaft in Finanznot. Sie ging pleite. Aus diesem Grunde erhielt der Abschnitt Limmritz – Waldheim den Beinamen „Bankrottmeile“. Was man doch auf Wanderungen so alles erfahren kann! Merkwürdiges und Merkenswürdiges! Wir bedankten uns bei den freundlichen Waldheimer Leuten für den Wissenszuwachs. Sie wünschten uns für die Wanderung einen guten Weg.