Читать книгу Altstadt-Blues 2.0 онлайн
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»Herein mit euch. Wäre doch nicht nötig gewesen, aber ich liebe Sonnenblumen. Vielen Dank.« Typisch Ilse.
»Ich auch, sehr sogar.« Der Tortenboden, belegt mit saftig roten Erdbeeren, lachte vom Küchentisch.
»Der Guss ist noch zu warm«, sagte Ilse, »und der Kaffee läuft gerade durch.« Gemütlich war es hier. So richtig Altstadt, wie man es sich vorstellte. Überall schiefe Wände und die Glasfenster von der Küche zum winzigen Flur und zum Bad hin zeugten davon, dass hier früher mal eine andere Aufteilung bestanden hatte. Der Abriss der früheren Hinterhäuser hatte Ilse einen freien Blick beschert, nur die Höfe rechts und links waren neu bebaut worden. Mona erinnerte sich spontan einer überlieferten Anekdote, welche die Freundin mal über diese Küche erzählt hatte. Ilse saß dort an ihrem zweiundvierzigsten Geburtstag im Kreis damaliger Freunde, als sich unvermittelt vor die unverbaute Aussicht des zweiten Stocks, das rotwangige Antlitz einer körperlosen Fremden neugierig vors Fenster schob. Die Unbekannte ließ ungeniert die kajalumrandeten Augen durch die Küche schweifen, ehe sie die entgeisterten Gesichter der bass erstaunten Gästeschar entdeckte. Blitzschnell zog sie ihren Kopf zurück, wie durch ein Gummiband hinweg gesurrt. Am nächsten Tag erzählte die Hausnachbarin vom Besuch ihrer Schwippschwägerin Mathilda, die kurioserweise so geschwärmt hätte, vom sehenswerten Kronleuchter an Ilses Küchendecke. Dabei hatte sie sich sogleich selber bei Ilse zum Kaffee eingeladen, um das antike Prunkstück persönlich zu begutachten.