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Burgruine mit Käse und Astmuseum

Stolze Schlösser, von floraler Finesse umgeben, sind ein lohnenswertes Ziel. Doch wenn eine Burgruine wie Château Lafauche am Wegesrand auftaucht, zertrümmert von Jahrhunderten und geheimnisvoll umwittert, dann ist dies Futter für die Fantasie. Besonders viel ist von der einstmals großen, mehrere Türme umfassenden Forteresse nicht übrig geblieben, aber der Blick in die Haute-Marne ist gewaltig. Außerdem gibt es im angeschlossenen Musée du Bois eine witzige Ausstellung des Künstlers Émile Chaudron (1927 bis 2003), der in manchem Zweiglein etwas Außergewöhnliches entdeckte und auf diese Weise den „Zoo du Bois“ eröffnete. Während man durch die Wunderwelt geistert, holt Monsieur Adenot, der sich um Château Lafauche kümmert, noch zwei Käse, die er aus der Milch jener Schafe zubereitet, die rund um die Ruine friedlich grasen. Fertig ist das Glück. (Kontakt: rogeradenot@gmail.com)

Ein Eckhaus beherbergt ein kleines Museum, auf der anderen Seite hat es eine Terrasse mit atemberaubendem Blick ins Land, und als sei das nicht schon genug der Sehenswürdigkeiten, gibt es noch einen Eisenbrunnen mit der heiligen Maria auf der anderen Seite. Direkt gegenüber jedoch befindet sich das, was uns heraufgelockt hat. Gerade mal fünfzehn Schritte vom Museum entfernt beginnt die Auffahrt zum Château de Lafauche. Eigentlich eine Forteresse, ein echtes Schloss war es wohl nie. Gebaut auf den Hügeln im 11. Jahrhundert, wurde es erst im 14. Jahrhundert fertiggestellt. Die Anlage ist groß und liegt strategisch günstig auf der Hügelkuppe; die Mauern waren seinerzeit eineinhalb Meter dick und verbanden nicht weniger als achtzehn Türme. Das alles wurde auch dringend benötigt, denn eigentlich hatte kein Eigentümer mal so richtig Freizeit. Alle naselang wurde er herausgefordert, belagert, beschossen oder kam selbst auf die Idee, dem benachbarten Königreich Lothringen einen Überraschungsbesuch abzustatten. Dadurch änderten sich auch die Besitzverhältnisse der Anlage ständig: Mal gehörte sie einem Grafen, dann wieder den Herzögen von Amboise, dem Gerichtsvollzieher von Chaumont, auch mal dem König von Lothringen und einigen anderen umtriebigen Großgrundbesitzern. Mittlerweile stehen nur noch einige wenige Türme der Verteidigungslinien, und die sind nach all den Jahren auch ziemlich löchrig, aber es ist dennoch ein beeindruckendes Gelände. Wir schreiten zwischen riesigen Steinhaufen umher, die vormals Teile der Verteidigungsanlage waren. Ganz oben befindet sich ein Brunnenschacht, der genauso aussieht wie jener, der im Film über den Herrn der Ringe durch Hereinwerfen einer alten Rüstung das Herannahen der feindlichen Orks ankündigt. Aber so schauderhaft scheint es hier nicht zu kommen: Es ist niemand da auf diesem einsamen Gelände. Nichts als unverbaute Aussicht, Bäume und Brunnen. Was soll’s, hinein mit dem Stein, es kann uns nichts passieren – der Renault steht nur vierhundert Meter entfernt. Stille. Es dauert lange, bis ein dumpfer Ton vom Schachtboden aufsteigt. Dann wieder Stille. Keine Orks. Mitunter lässt man sich wirklich zu den krudesten Gedanken verleiten.

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