Читать книгу Fallsucht. Der andere Berlinkrimi онлайн
82 страница из 156
Aber niemand kam, niemand half. Ihre Brust wurde eng, ihr Atem flach. Sie verließ rückwärts den Raum, schloß die Tür und horchte. Auf dem Flur baumelte ein einsamer Galgen über dem Bett einer Verstorbenen. Die zu zwei Dritteln geleerte Infusionsflasche sang wie ein Xylophon, durch das der Wind zog. Sonst war es still. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt und fauchender Lärm stürzte auf sie ein. Sie stieß sie wieder zu und lehnte sich dagegen.
Hanna war gebürtige Berlinerin und also an pragmatische Umgehungslösungen gewöhnt. Sie mied das Ersatzteillager, schickte Schwestern und Pfleger und schrieb ihren Verwaltungskram in der Besenkammer. Aber sie wurde empfindlicher. Jedes Krankenzimmer dröhnte lauter, von Monat zu Monat. Es war, als ob die Infusionsbestecke, die kreischenden, kopfüber hängenden Infusionsflaschen, die vollgebluteten, eitrigen Verbände sie verhöhnten. Sie alle waren bei guter Stimme und Hanna kaufte sich Gehörschutz.
Sie bat um Versetzung, warf all die Jahre in die Waagschale, in denen sie nun schon, bei schlechter Bezahlung, ihre Lebenszeit drangab. Man lächelte verständnisvoll, na ja, die Innere II, und versicherte, sein Bestes zu geben, einen Ersatz zu finden.