Главная » Fallsucht. Der andere Berlinkrimi читать онлайн | страница 80

Читать книгу Fallsucht. Der andere Berlinkrimi онлайн

80 страница из 156

V

In den letzten Jahren hatte Hanna den Zug verloren. Die Rabattmarkenhefte füllten sich widerborstig langsam und zwischen Pieper und Bereitschaftsliege verabschiedete sich der Schlaf.

Wie müde kann ein Mensch sein? Sickernd und knirschend füllt Sand jede Ritze, zwängt sich zwischen die Zehen, gerade dann, wenn sie Halt suchen, die verlorenen Glieder. Nicht jeder muß fallen, aus dem Pleistozän säuselnde Vergeblichkeit tut es auch.

Vor einem Jahr schob man Hanna, die sich die Sandkörner schon aus den Ohren schüttelte, auf die Innere II, nachdem ein Kollege sich unfreiwillig in die Geschlossene hatte verlegen lassen. Dort zogen die Zwölftoner in ihren Arbeitsalltag ein.

Es hatte sich gut leben lassen mit ihrer zwitschernden Haubenmeise, den nur von der großen Frau vernommenen Tönen. Bis zur Inneren II. Es war zu dissonant dort und darunter bodenlos still. Nicht wie auf der Kinderonkologie, wo der nahende Tod halbfertiger Menschlein allen den Atem raubt. Oder der Neurochirurgie, wo Hirne aus Zusammenhängen fallen. Die Innere II war die Station zementierter Lebensachsen, ein Ort ohne Umkehr. Hierher kam, wer nach chirurgischen Maßnahmen einfach nicht gesund werden wollte, vor dem Pflegeheim. Sie war voller Menschen, die versuchten, ihre letzten Atemzüge auf möglichst große Abstände zu verteilen, um Zeit zu gewinnen. Aber Lebenszeit läßt sich nicht verlängern.

Правообладателям