Читать книгу Fallsucht. Der andere Berlinkrimi онлайн
92 страница из 156
Verbluten ist ein schöner Tod, sagte Hermine. Ich nehme die Zwei.
Aber allein sein wollte sie nicht, ob sie nicht ein Eckchen für sie hätten, sie sei still, brauche nichts. Also landete sie, für einen Tag, höchstens drei, auf der Inneren II, der Endstation, bei Hanna.
Aber der alte Körper versickerte nur langsam. Zu viel Leben mußte auslaufen. Hanna überzog ihren Dienst, hielt Hermines Kopf und ein Wasserglas an die trockenen alten Lippen, schwieg mit einem unverschluckbaren Kloß im Hals, als der Spatz sagte, es würde ihm eine Freude sein, Hanna ihre Tellerchen, Tiegelchen und Tässchen zu vermachen. Im Testament sei ihre Nachbarin begünstigt, die gute Seele. Einen schönen Gruß von Mine, dann würde sie ihr schon alles geben.
Schließlich wurde Hanna vom sie ablösenden Kollegen unter Verweis auf die arbeitsrechtlich maximale Verweildauer von der Station geworfen. Der Spatz plusterte sich ein letztes Mal auf, reckte den Schnabel und tschilpte tapfer, das bringe er schon allein zuende.
Hanna ging. Das war der größte Fehler ihres halb verstrichenen Lebens. Zuhause versuchte sie das Gefieder des Spatzen von ihrer wunden Seele zu schütteln. Sie lief durch die Straßen im eiskalten Berliner Februar, sah den träge trudelnden Schneeflocken hinterher und war zu müde, schlafen zu gehen.