Читать книгу Fallsucht. Der andere Berlinkrimi онлайн
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»Ich sage nur Vereinsheim. Die Herren und neuerdings auch Damen der Kolonie Edelweiß haben abgestimmt. Sechsundvierzig zu eins. Die Fahne stört das Gesamtbild, daß ich nicht lache. Berlin ist auch nicht mehr, was es mal war.«
»Ich muß dann. Wenn mir noch Fragen einfallen, komme ich wieder vorbei.« Jakob wandte sich zum Gehen.
»Aber immer gerne, ich geh’ hier nur zum Schlafen weg. Meine Alte hatte auch schon mal bessere Laune. Dann lieber Spargel.«
Natürlich ist das Krankenhaus ein Ort zum Sterben. An einem so großen Klinikum wie dem Hannas wurde praktisch täglich das Zeitliche gesegnet. Aber niemals, das ist ehernes Gesetz seit Urvater Dr. med. Abrahams Zeiten, niemals, weil der Patient es möchte.
Es wird gestorben gegen den schweißtreibenden Einsatz von Ärzten, Pflegern und Krankenschwestern. Gegen den Lebenswillen, das Nach-Luft-Japsen, Schreien um ein paar Tage mehr auf diesem überfüllten Planeten. Keine Qual ist zu groß, keine Erniedrigung zu tief, um nicht noch verlängert zu werden. Das Weitermachen, Gezerre an schon halb Entglittenen ist das Gesetz des Krankenhauses. Nach sieben Jahren an diesem Ort wurde Hanna, als sie in das Lächeln des zerknitterten Spatzengesichts von Hermine Neuhaus inmitten von gleißendem Weiß sah, plötzlich bewußt, was sie tat.