Читать книгу Wer die Lüge kennt. Ein Provinzkrimi aus Berlin онлайн
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Sabine Hartmann stellte die Getränke auf den Couchtisch und atmete seufzend aus. »Ach Thomas, musst du schon wieder damit anfangen? Lass doch die Leute denken, was sie wollen. Wenn sie sich ein größeres Haus wünschen, ist das doch in Ordnung. Jeder hat Wünsche, Träume und Hoffnungen.« Sie goss Mineralwasser in vier Gläser und setzte sich an den Rand des Sofas. Ihre Lippen formten sich zu einem schmalen Strich.
Thomas Hartmann winkte ab. »Ja, meinetwegen soll jeder nach seiner Façon unglücklich sein! Aber dann sollen sie wenigstens aufhören, auf denen herumzutrampeln, die so viel schlechter dran sind als sie selbst.«
Glander beschloss, dieser sozialpolitischen Debatte einen Riegel vorzuschieben. Er hatte weder Zeit dafür noch Interesse daran. So bat er den Nachbarn um eine möglichst detaillierte Beschreibung der beiden Toten und der Situation, in der sie sich befunden hatten. Eifrig schilderte der selbst berufene Sozialarbeiter, was er wusste.
»Ungefähr im November tauchte hier eine kleine Gruppe von obdachlosen Frauen auf und richtete sich in der leeren Lagerhalle ein, von der ich dir erzählt habe. Ihre Anführerin heißt Mileva und ist Albanierin oder Serbin, genau weiß ich das nicht. Sie hat bislang jeden Versuch meinerseits, ihr und den anderen Frauen zu helfen, schroff abgewiesen. Ich nehme an, sie hat irgendwelche krummen Dinger am Laufen. Sie lässt die Frauen vermutlich klauen oder betteln oder … Na, ihr könnt euch sicherlich vorstellen, was da alles möglich ist. Aber Greta war schon vorher hier, ab dem Sommer, wenn ich mich nicht täusche.«