Читать книгу Wer die Lüge kennt. Ein Provinzkrimi aus Berlin онлайн
7 страница из 59
»Es ist mir egal, was Sie tun müssen, um diese Morde aufzuklären. Tun Sie es einfach, sonst informiere ich nächste Woche die Presse!« Hartmann schickte sich an zu gehen, drehte sich dann aber noch einmal zu Prinz um. »Sie hieß Greta. Greta Langner. Sie kam aus der Nähe von München. Und sie hatte eine wunderschöne Stimme. Sie hätten sie mal singen hören sollen. Sie sang jeden Abend dasselbe Lied … Das war einfach unglaublich schön.« Dann schlug er den Kragen seiner dick gefütterten Winterjacke hoch und ging mit schnellen Schritten in Richtung des Eifelviertels, in dem das kleine Reihenhaus stand, das er mit seiner Frau Sabine bewohnte.
2
Jeanny war sechzehn, fühlte sich aber wie dreißig. Sie hatte keine Kindheit gehabt, die man als schön hätte bezeichnen können. Spätestens als ihr Vater begonnen hatte, sie anzufassen, war diese beendet gewesen. Da war sie sechs Jahre alt. Die Menschen in ihrer Umgebung nahmen an, der Schulstart mache ihr zu schaffen, als sie immer stiller wurde und sich zurückzog. Kurz nach ihrem neunten Geburtstag, als ihre Mutter die Nachtdienste übernehmen musste, kam der Vater das erste Mal in ihr Bett. Mit dreizehn ertrug sie es nicht mehr. Niemand merkte, was los war, und Jeanny wusste, dass sie sich alleine helfen musste. Also hatte sie einen Rucksack gepackt und das Weite gesucht. Jeanny hatte endlich an einen friedlichen Ort gewollt, an einen Ort, an dem sie nicht auffiel. Die ersten Monate auf Trebe waren ganz okay gelaufen, doch dann war es draußen genauso beschissen geworden wie zu Hause. Seitdem lebte sie auf den Straßen Berlins. Das war nach wie vor weit entfernt von dem, was sie sich wünschte, aber es war allemal besser als ihr Leben davor. Hier entschied sie selbst, wer sie anfassen durfte und wer nicht. Meistens jedenfalls.