Читать книгу Mörderisches Bamberg. Ein Franken-Krimi онлайн
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„Nein, natürlich ist uns bei den Santi-Figli-di-Dio kein einziger unserer Schutzbefohlenen egal. Lassen Sie mich erklären: Ich wähnte Johanna auf einer Exerzitienfahrt nach Gößweinstein. Ich muss zugeben, ein peinliches Beispiel schlechter Kommunikation: Pater Ferdinand, einer unserer Religionslehrer, kam vor ein paar Wochen mit diesem Vorschlag zu mir. Aber lassen Sie mich von Anfang an erzählen.“ Sieber setzte sich etwas bequemer zurecht und schlug die Beine übereinander. „Sehen Sie, wir haben selbst während der bayerischen Schulferien unsere Tore für unsere Schüler geöffnet. Das unterscheidet uns von anderen Schulen. Derzeit beherbergen wir rund 30 von ihnen in unseren Mauern – trotz Ferienzeit. Um ihnen auch etwas Urlaubsgefühle zu verschaffen, schlug Pater Ferdinand einen elftägigen Ausflug nach Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz vor. Um die geistlichen Werte in den Vordergrund zu stellen, haben wir den Ausflug als Exerzitienfahrt mit religiösem Hintergrund deklariert. Ich war begeistert.“ Sein Tonfall und sein kaum vorhandenes Mienenspiel ließen etwas anderes vermuten. „Nur, dass Johanna auch daran teilnehmen sollte, da waren Pater Ferdinand und ich uns zunächst uneinig. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Johanna, ihrer Krankheit wegen, an so einer Exkursion teilnehmen könnte. Da hätte es doch einen ständigen Betreuer gebraucht, der sich gekümmert hätte, sobald sie einen ihrer Anfälle … ich meine, in der Öffentlichkeit kann man sie doch so nicht allein lassen. Nicht machbar mit weit über 20 Exkusionsteilnehmern und nur einem Betreuer. Nun ja, einen Tag später kam sie heulend zu mir. Daraufhin erklärte sich eine andere Lehrkraft, Pater Friedhelm, bereit, die Truppe zu begleiten und sich ausschließlich um das Wohlergehen von Johanna zu kümmern. Er war sogar bereit, die Reisekosten aus eigener Tasche zu bezahlen. Ich war tief gerührt und gab schließlich mein Okay. Was ich bis letzten Montag nicht wusste, war, dass Johanna zur Abfahrt des Busses nicht erschienen war.“