Читать книгу Tatort Heuriger. 13 Kriminalgeschichten aus Wien онлайн
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Befreit, als ob ihr eine schwere Last von der Seele genommen worden wäre, war sie danach die Senderstraße hinunter zum Steinernen Kreuz gegangen. Dass das bunte Laub der Weinstöcke mit der Sonne um die Wette leuchtete, hatte sie für ein gutes Omen gehalten.
Die Atmosphäre des Weinfests in der Stammersdorfer Kellergasse, das über die Bezirksgrenzen hinaus als »Stürmische Tage« bekannt war, erinnerte ihn an die Kirtage seiner Kindheit. Der milde Herbsttag hatte viele an den Stadtrand gelockt. Er griff nach der Hand seiner Frau, um sie nicht in der Menge zu verlieren, und ließ sich mit ihr vom Besucherstrom treiben. Paare und Familien flanierten mit Kinderwagen und Hunden durch die Gasse. Er lächelte einem kleinen Mädchen zu, das die Schnur seines Hello-Kitty-Folienballons umklammerte. Vor einem abgewitterten Kellertor wurden Maroni und Kartoffelscheiben gebraten. Ein paar Meter weiter stand eine Vitrine mit Aufstrichbroten auf Papptellern. Appetitlich angerichteter Liptauer, Eiersalat und Grammelschmalz ließen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Am liebsten hätte er die Finger der Reihe nach in die vollen Schüsseln gesteckt und abgeschleckt, so wie er es früher als Kind gern getan hatte, wenn die Mutter gerade nicht aufpasste. »Hast du Hunger?« Seine Frau verneinte. Sie hatte seine Hand losgelassen und kontrollierte das Display ihres Handys.