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Sein Blick in das Dekolleté der Blondine war ihr nicht entgangen. Das Mädel hat eine entfernte Ähnlichkeit mit Karola, dachte sie. Am liebsten hätte sie ihm die süße Mandel in ihrem Mund ins Gesicht gespuckt. Oder ihm den Rest ihres Rieslings über den Kopf gekippt, damit das aufreizende Grinsen um seine Mundwinkel endlich verschwand. Glaubte er wirklich, dass sie nichts von der SMS wusste, die ihm Karola, dieses Flittchen, geschickt hatte? Sie kontrollierte sein Handy regelmäßig, sah auch in seinen E-Mails nach. Mit seinen Treuegelübden war es nicht weit her. Sie hatte es von vornherein geahnt. Trotzdem war sie dumm genug gewesen, ihm zu glauben, als er, den Infusionsbeuteln der Chemotherapie ausgeliefert, hilflos vor ihr lag. Hatte man nicht oft genug von Fällen gehört, in denen ein naher Tod vieles änderte? Außerdem schlief er wieder regelmäßig mit ihr – auch wenn sie nicht alle seiner bevorzugten Praktiken mochte. Die Hoffnung starb immer zuletzt.

Ihre Enttäuschung schlug in flammenden Ärger um. Wozu hatte sie sich solche Mühe gegeben, hingebungsvoll die treusorgende Ehefrau gespielt? Wahrscheinlich hatte sie ihn irgendwie immer noch geliebt. Seine hilflose Anhänglichkeit hatte sie gerührt. Jetzt, im Nachhinein, hasste sie sich für ihre Schwäche.

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