Читать книгу Tatzeit Weihnachten. 13 schaurig-schöne Kriminalgeschichten zum Fest онлайн
43 страница из 46
Ich bin Nobodys Darling und ehrlich gesagt auch froh darüber. Papa hasst mich, weil er wegen mir diese langweilige Ziege heiraten musste. Im Grunde interessiert er sich aber nicht für mich. Mama hasst mich, weil ich ein Mädchen bin und viel klüger als sie. Oma und Opa lieben nur sich selbst und ihr Geld.
Nachdem ich mit dem Aufputzen des Christbaums endlich fertig bin, lasse ich die heilige Familie allein und ziehe mich ins elterliche Bad im Gartenhäuschen zurück. Ich muss mir mit Felix Klo und Dusche im ersten Stock teilen. Da diese Dusche meistens nur eiskaltes Wasser ausspuckt, dürfen wir im Winter gnädigerweise das neue Bad unserer Eltern mitbenützen.
Ich lasse die Wanne volllaufen und streue drei Esslöffel von Mamas beruhigenden Lindenblüten ins heiße Wasser.
Zehn Minuten vor sieben Uhr klopft Papa an die Badezimmertür. Leider lässt sich die Tür nicht absperren. Ich habe mir ausgebeten, dass die liebe Familie nicht mehr einfach ins Bad reinplatzt, wenn ich drinnen bin. Mein psychologisch geschulter Herr Papa hält sich meistens auch daran. Aber Mama spioniert mir selbst im Bad nach, versucht, mich dabei zu ertappen, wie ich ihre Naturkosmetika ausprobiere. Sogar auf dem Klo lässt sie mich nicht in Ruhe. Schließlich muss sie ja kontrollieren, ob ich mir nach dem Essen nicht die Finger in den Hals stecke. Eine völlig überflüssige Maßnahme. Seit sie nahrhafte Vollkornkost kocht, habe ich mich zuhause nicht mehr freiwillig überfressen.