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Jetzt beschlich mich dasselbe Gefühl in Carlos Büro. Er hatte mich zu sich gebeten, als ich, wie so oft, vorhin kurz in der Kanzlei gewesen war, um die Eingangspost zu durchstöbern.

Es hätte ja etwas für mich dabei sein können. Das kam zwar immer seltener vor, aber man konnte ja nie wissen. Das Kanzleigebäude war nur zehn Schritte über den Hof in dem umgebauten Kelterhaus untergebracht. Vom Wohnhaus aus konnte ich sehen, wenn der Postbote kam und dann schnell rüber springen ins Büro. „Nur mal kurz nach dem Rechten sehen”, wie ich es nannte. Ein paar Worte mit meinen früheren Mitarbeiterinnen wechseln. Ich wusste doch, wie gut es ihnen tat, wenn ihr alter Chef ein paar motivierende Worte an sie richtete. Und ab und zu konnte ich ihnen sogar fachlich helfen. Sie fragten zwar nicht direkt danach, aber ich erkannte schließlich, womit sie sich gerade beschäftigen, wenn ich ihnen über die Schulter sah. Es war allerdings nicht so, dass ich diesen täglichen Kontakt unbedingt brauchte. Geschweige denn, dass ich es bereute, Carlo Dornhagen, einem ehemaligen Betriebsprüfer beim Finanzamt Alzey die Kanzlei übergeben zu haben. Seitdem sind fast sieben Jahre vergangen. Am Anfang hatte ich noch mitgearbeitet, mich dann aber mehr und mehr zurückgezogen. Ich stolperte ja auch immer wieder in irgendwelche kriminellen Geschichten hinein. Das ließ sich ohnehin nicht mit der gnadenlosen Fristen- und Termindisposition in einer Steuerberatungskanzlei vereinbaren.

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