Читать книгу Tod im Kirnitzschtal онлайн
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Er verließ endgültig sein Büro, meldete sich im Sekretariat und bei seinen Kollegen ab und schlenderte anschließend Richtung Albertbrücke, hinüber über die Elbe und hinein in die Dresdner Neustadt.
Leo Reisingers Wohnung lag mittendrin in der Dresdner Neustadt, in einem Hinterhof der Alaunstraße. Hier gab es jede Menge Kneipen, Restaurants, kleine Werkstätten und Ateliers. Er liebte dieses Viertel, das zu jeder Tageszeit lebendig war. Sein Magenknurren erinnerte ihn daran, dass in seinem Kühlschrank düstere Leere herrschte, und er beschloss, im Supermarkt nebenan einkaufen zu gehen. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, dass das Einkaufen hier in Sachsen durchschnittlich doppelt so lange dauerte wie zu Hause in Mammendorf. Wo den Bayern ein schlichtes »Ja« oder »Nein« zur Kommunikation ausreichte, entquoll den Sachsen in der Regel ein Wortschwall, der nicht so schnell zu bremsen war.
Grinsend erinnerte er sich an seinen ersten Besuch in diesem Supermarkt, während er seinen Korb füllte. Damals hatte er aus Heimweh heraus das Bedürfnis nach einem deftigen Schweinebraten samt Knödeln verspürt. Der Metzger hinter der Fleischtheke hatte ihn ganz schräg angesehen, als er nach einem Stück Schwein mit schöner Schwarte gefragt hatte. Das gab es nur gegen Vorbestellung. In der Kühltheke lagen nur nackte, enthäutete Braten, ein trauriger Anblick für einen Bayern. Dann hatte er nach Kartoffelklößen gesucht. Schöne dicke, seidige Knödel schwebten ihm vor Augen und ließen ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Im Kühlregal gab es Thüringer Klöße und Grüne Klöße. Beides sagte ihm nichts. Welche nehmen? In seiner Not nahm er beide Packungen aus der Kühlung und ging zur Kasse.