Читать книгу Au revoir, Tegel. Ein Kappe-Krimi (Es geschah in Berlin 1974) онлайн
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Kappe nimmt noch einen Schluck Kaffee. Solange er sich an dem heißen Getränk festhalten kann, wird vielleicht doch noch alles gut werden.
Linker Hand tauchen die trüben Lichter der Raststätte Quitzow auf. Es ist der einzige Halt zwischen West und West, im Nirgendwo hinter Perleberg. Kappe lenkt den Wagen von der Straße. Er muss rauchen. Er hat das Rauchen für sich entdeckt, als er für den Kripo-Lehrgang gelernt hat. Ein Mann muss ein Laster haben, das die Nerven beruhigt. Kappe kann besser denken, wenn er raucht. Und gegen das Zigarettenrauchen kommt ihm der gelegentliche Joint seiner Studientage wie ein Dauerlutscher vor. Ja, Rauchen soll ungesund sein. Aber nur wer gefährlich lebt, lebt ganz. Der Spruch gefällt ihm. Der ist von John Wayne oder so, aus irgendeinem Schundwestern.
Peter Kappe kann nicht im Auto rauchen. Nicht weil ihn seine Mutter zu gut erzogen hätte, sondern weil es im Auto noch nach Sarahs Parfüm riecht, irgendwie jung, irgendwie frei. Das soll so bleiben. Auch wenn die verzauberte Phase ungetrübter Anhimmelung in ihrer Beziehung seit einiger Zeit vorbei ist. Sarah arbeitet zu viel. Sie gibt das Kind zu oft bei Kappes Mutter ab. Sie haben zu selten Zeit füreinander. Er vermisst die Zweisamkeit. Gleichzeitig ärgert ihn, dass ihn das ärgert. Was ist los mit ihm? Wird er zum Spießer, seit er bei der Kripo ist? Wird er vielleicht sogar wie seine Mutter Gertrud, die jahrzehntelang an den Arbeitszeiten seines Vaters Otto herumgenörgelt hat? Um Gottes willen! Vielleicht wird diese Entwicklung von dem Bircher Müsli begünstigt, das er täglich frühstückt. Jedenfalls muss das aufhören. Der Diplom-Psychologe Kappe verordnet sich selbst Milde, Gelassenheit und Humor. Und eine Pause von zwei Zigarettenlängen.