Читать книгу Au revoir, Tegel. Ein Kappe-Krimi (Es geschah in Berlin 1974) онлайн
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Im Schaukasten des Mitropa-Restaurants hängt eine maschinengeschriebene Speisekarte: ein Glas Vollbier hell für 43 oder dunkel für 25 Pfennig, der Goldbroiler mit Gurkensalat und Salzkartoffeln für 5 Westmark. Frei konvertierbare Währung, wie es auf einem Schild heißt.
Kappe benutzt die Toilette. Den Vorraum ziert eine gelbe Blumentapete. Die Rohre aller Pissoirs liegen auf Putz. An den Siphons läuft eine rostige Brühe ab. Der Uringestank sticht. Kappe atmet flach. Er ist sehr groß und muss sich herunterbeugen, um im Spiegel über dem Handwaschbecken seinen Bartschatten und seine Augenringe anzustarren. Er trägt einen seiner schwarzen Rollkragenpullover und die taillierte, leicht ausgestellte Gabardinehose. Sein dunkles Haar ist zu lang. In einer Karfreitagsprozession würde er einen erstklassigen gepflegt verhungerten Jesus abgeben. Anscheinend schafft er es trotzdem nicht, West-Berlin durch sein Leiden zu erlösen.
Im Restaurant ist Kappe der einzige Gast. Er bestellt einen Bohnenkaffee. 75 Pfennig. Als der Kellner die Tasse bringt, hält Kappe ihm seine Schachtel Ernte 23 entgegen. Der Kellner steckt sich die Zigarette sofort an. Sie kommen ins Gespräch. Kappe fragt ihn, warum der Parkplatz voll und das Restaurant trotzdem leer ist.