Читать книгу Da draußen im Wald. Ein Waldviertel-Krimi онлайн
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Plötzlich schämte sie sich. Warum denke ich so, warum bin ich so verbittert, so ungerecht, jetzt, wo er nicht da ist, sich nicht verteidigen, rechtfertigen kann. Vielleicht ist ihm irgendetwas zugestoßen, vielleicht liegt er irgendwo da draußen in der Finsternis und schreit um Hilfe. Wie schon zwei Stunden zuvor rannte sie wieder in die Bauernstube zum Waffenschrank. Doch alle Waffen standen im Regal, gepflegt und sicher aufbewahrt wie immer, ohne sichtbare Lücke. Auch der Hund lag da und schlief auf seiner Matte. Wie schon so oft in dieser Nacht griff sie nach dem Handy, wählte seine Nummer, sprach vergeblich auf die Mailbox. »Warum«, so fragte sie verzweifelt, »hast du dein Handy nicht eingeschaltet? Du hast es mir doch versprochen! Man kann ja nie wissen, was passiert, da draußen im Wald.« Doch so oft sie auch wählte, es tat sich nichts.
Sie wusste nicht mehr ein oder aus. Sollte sie die Polizei verständigen? Jetzt, um diese Zeit? Was könnte die schon tun? Vor Tagesanbruch würde überhaupt nichts geschehen, und sollte er doch nach Hause kommen, dann wäre sie die Blamierte. Was aber, wenn er nicht mehr nach Hause käme? Wo würde er die Nacht verbringen? Er kannte den Wald wie seine Westentasche, also konnte er sich nicht verirrt haben. Wenn er sich verletzt hätte, irgendwo im Dickicht läge, dann konnte sein Hund ihn aufspüren. Er war Waldläufer genug, um einen provisorischen Unterschlupf für die Nacht zu finden. Spätestens um fünf würde es hell werden und er würde heimkommen, war sie sich sicher.