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Sie versuchte wieder, etwas Schlaf zu finden, doch sie konnte es nicht. Wälzte sich ruhelos im Bett hin und her, den Kopf gedankenschwer und voller Zweifel. Konnte es sein, dass er bei einer anderen Frau schlief, mit einer anderen Frau schlief? War er nicht in der letzten Zeit wortkarg, ja sogar schroff gewesen? Wie lange war es her, dass er sie geküsst, in die Arme genommen, mit ihr geschlafen hatte? Hatte er eine Jüngere, Frischere, Leidenschaftlichere? Warum lief ihre Ehe nicht mehr so gut? War sie schuld? War er schuld? Waren sie beide schuld? Hatte sich ihre Ehe im Laufe der Jahre abgenutzt wie ein Küchengerät, ein Werkzeug? Seit wann gibt es die Sprachlosigkeit zwischen uns, das ständige Sich-aus-dem-Weg-Gehen? Sie grübelte und grübelte und fand keine Antwort. Kälte machte sich breit im Raum, kroch unter ihrer Bettdecke in ihr Herz.

Hat aber nicht Hegel gesagt, dass die Liebe das Absolute ist und erst am Schluss stirbt? Der Liebende stirbt zwar im anderen, aber diesem Tod folgt eine Rückkehr zu sich selbst. Ein eisiger Schauer rann ihr über den Rücken. Warum dachte sie jetzt, ausgerechnet jetzt, an den Tod? Wusste sie, fühlte sie, dass ihrem Josef, ihrem Sepp, wie sie ihn früher liebevoll genannt hatte, etwas zugestoßen war? Dass er – tot war?

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