Читать книгу Da draußen im Wald. Ein Waldviertel-Krimi онлайн
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Ihr Sepp war eben ein verstandesmäßiger Mensch, für den es in der Natur keine romantisch verklärten Wesen gab, weder Zwerge noch Elfen. Ihr aber hatte sich auf wundersame Art der Geist eröffnet, der ihr den Sinn der Natur, die Sprache der Natur offenbarte. Wenn sie auf einer Waldwiese stand, in der frühen Morgensonne auf blühende Wiesenblumen und schwärmende Insekten sah, glasklar den Gesang der Vögel und das Rauschen in Blättern vernahm, dann wurde ihr mit einem Mal die Weisheit der Natur in all ihren Metamorphosen und Eigentümlichkeiten durchsichtig, dem absolut Göttlichen nah.
Doch in diesem Augenblick hatte die Sorge um ihren Sepp all diese Gedanken weggefegt. Immer weitere Kreise zog sie durch den Wald, immer wieder schrie sie seinen Namen laut in den dampfenden Forst hinein. Ließ den Hund von der Leine, immer wieder das Kommando »Such’s Herrl!« gebend. Zwei Stunden Zeitlimit hatte sie sich gesetzt, dann erst wollte sie umkehren und die Polizei verständigen. So sehr sie auch suchte, so wenig fand sie. Keine Spuren, keine Blutspritzer, keine verräterischen Zeichen einer Kampfhandlung. Grässliche Bilder geisterten durch ihr Gehirn. Bilder von einem Wilderer mit schwarz gefärbtem Gesicht und tödlicher Schrotflinte, von Dieben, die Holz verluden, welches nicht ihnen gehörte, von einem stürzenden Baum, der ihren Sepp unter sich begrub. Hastig, von innerer Unruhe zerrissen, stolperte sie durch den Wald. Seltsam, so dachte sie, dass der Hund so ruhig war. Dass er ihre Unruhe, ihre Furcht nicht verstand und gleichmütig neben ihr hertrottete.