Читать книгу Der kalte Engel. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin der Nachkriegszeit онлайн
29 страница из 85
»Achtung!«, rief der Hagere und riss das Tuch so schnell zur Seite wie ein Zauberkünstler eine Tischdecke, wenn dabei Gläser und Geschirr nicht umstürzen sollten. »Hier haben wir zwei Unterschenkel mit Füßen dran, einen linken Oberschenkel und einen linken Arm. Der Rest, der fehlt noch … Nun gucken Sie mal, ob das Ihr Bruder ist.«
Gerda Seidelmann schlug die Hände vors Gesicht, brach in Tränen aus und stürzte aus dem Saal, weil sie fürchtete, sich übergeben zu müssen.
Auch Hannes spürte ein heftiges Würgen im Hals, schaffte es aber standzuhalten. Es war entsetzlich, sich vorzustellen, dass das … Er wollte die Augen zur Decke richten, zum Fenster, zum Wasserhahn, doch er schaffte es nicht. Wie von einer magischen Kraft wurden seine Blicke von den Leichenteilen angezogen. Vom Ungeheuerlichen. Das gab es nicht, das konnte doch nicht wahr sein, solche Bilder hatten nur die Leute im Kopf, die sie ins Irrenhaus steckten: »Ich sehe immer meinen Bruder vor mir, wie er in kleinen Portionen vor mir auf dem Tisch liegt. Fein säuberlich zerlegt.«