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Nelli hörte, wie draußen im Flur ihr Vater, Franz Bieber, mit einer Klientin telefonierte: „ … nein, machen Sie sich keine Sorgen, Frau Wolf, wir werden Ihren Noch-Ehemann ausnehmen wie die berühmte Weihnachtsgans. Dem werden die Augen tropfen, wenn er erfährt, was er monatlich an Unterhaltszahlungen für Sie und Ihre beiden Kinder zu berappen hat.“

Nellis Vater war Anwalt, spezialisiert auf Ehescheidungen und betrieb in dem kleinen mittelfränkischen Kaff Röttenbach eine eigene Anwaltskanzlei. Für ihn war es selbstverständlich, dass seine Tochter eines Tages die Kanzlei übernimmt.

Nellis Mutter Theresa hingegen hatte noch viel weitreichendere Pläne. Sie wollte ihre Tochter gerne mit dem jungen Justus von Weihersbach verkuppeln, dem 26-jährigen Sohn des alten Germanicus von Weihersbach, der im Nachbarort Hemhofen die bekannte Anwaltskanzlei Weihersbach & Partner führte. Leider reagierte die Tochter bisher nicht so, wie die Mutter sich das vorstellte. Justus war ein Langweiler, wie er im Buche steht. Alleine sein äußeres Erscheinungsbild sprach Bände. Stets trug er maßgeschneiderte Anzüge aus Italien mit rasiermesserscharfen Bügelfalten. Nie ging er ohne Fliege und dem passenden Einstecktuch aus. Aber das war noch nicht alles. Wer ihm die Hand zum Gruß reichte, hatte immer das Gefühl, in einen Eimer schwitzenden Puddings zu greifen. Justus von Weihersbach war nicht nur ein Langweiler, nein, er war zudem auch noch hässlich wie ein Grottenmolch. Sein teigig weißes Gesicht passte ebenso zu ihm, wie seine pomadige Frisur, deren Scheitel immer wie mit dem Lineal gezogen war. Mit seinen sechsundzwanzig Jahren schien er der Pubertät noch immer nicht entwachsen zu sein. Aus seinem Gesicht leuchteten dunkelrote Pickel, die meisten mit ekligen Eiterkronen. Nelli graute es jedes Mal, wenn sie – aus gesellschaftlichen Verpflichtungen, welche ihre Eltern organisiert hatten – an Events teilnehmen musste und dabei auf Justus von Weihersbach traf. „Kümmere dich um Justus“, trug ihr ihre Mutter stets auf. „Er ist so ein netter junger Mann und so fleißig. Sicherlich würde er dir gerne bei deiner Facharbeit helfen. Du weißt, mit seiner Expertise Die alten Ägypter – Vorboten des modernen Rechtssystems war er Bester seines Seminarjahrgangs.“

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